Selbstverständnis
Selbstverständnis für die Gestaltung der Aktionswochen gegen Rassismus Stuttgart
Rund um den 21. März, dem Internationalen UN-Gedenktag gegen Rassismus finden als Teil bundesweiter Aktionswochen in Stuttgart seit 2016 jedes Jahr die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. In Deutschland machen zahlreiche Städte und Kommunen mit.
Geschichte der Aktionswochen gegen Rassismus
1966 wurde nach dem Massaker von Sharpeville in Südafrika der 21. März von den Vereinten Nationen zum “Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung” ausgerufen. 1979 wurde dieser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegner_innen und Betroffenen von Rassismus zu organisieren.
Programm der Aktionswochen in Stuttgart
Mit unserem Programm der Aktionswochen in Stuttgart versuchen wir, möglichst viele Menschen zu erreichen, zu informieren, zu sensibilisieren und zu empowern. Insgesamt sind inzwischen über 65 Kooperationspartner_innen aus Stuttgart und der Umgebung an der Planung, Organisation und Durchführung eines Programms beteiligt. Es handelt sich vor allem um Vereine und Verbände, Museen und Theater, aber auch Einzelpersonen wie Expert_innen, Referent_innen oder Künstler_innen. Mit den Aktionswochen wird in Stuttgart ein deutliches Zeichen gegen Rassismus oder andere Formen von Ausgrenzung und für ein vielfältiges, demokratisches Miteinander der Vielen gesetzt.
Ziele und Bedeutung der Antirassismusarbeit
Rassismus funktioniert auf einer strukturellen und systemischen, einer institutionalisierten und individuellen Ebene. Das ist es auch, was die Diskussion um Rassismus (und die Frage, was eigentlich alles rassistisch ist) und den Kampf gegen Rassismus so schwierig macht. Er ist ein soziales Konstrukt, das über Jahrhunderte von einer dominanten, machtpositionierten und privilegierten Gruppe der Gesellschaft gepflegt und bewahrt wurde. Antirassismusarbeit bedeutet für uns als Initiative, die Bekämpfung von Vorurteilen, Misstrauen, Rassismus und Diskriminierungen und der Einsatz für Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Deshalb stehen wir für die Förderung eines demokratischen, vielfältigen und solidarischen Miteinanders sowie der Arbeit gegen Formen von Diskriminierung und Ungleichwertigkeitsvorstellungen. Sie ist die Förderung des Engagements für eine gleichberechtigte Teilhabe von Personen mit (intersektionalen) Migrations-, Flucht- und/oder Rassismuserfahrungen am politischen, kulturellen und sozialen Leben unserer Gesellschaft.
Selbstreflexion und eigenes Handeln
Und das geht uns alle etwas an. Um etwas gegen Rassismus zu tun, egal in welcher Form dieser auftritt – bewusst, unbewusst, versteckt, unabsichtlich oder sogar positiv – muss jede_r bei sich selbst anfangen: Wir fördern und fordern Selbstreflektion, das Infragestellen von eigenen Privilegien, das Akzeptieren, wenn Rassimuserfahrungen ausgesprochen werden und das Beistehen zu denen, die leiden, verletzt oder gedemütigt werden.
Rolle der Aktionswochen
Die Aktionswochen gegen Rassismus (AWgR) sollen einen Rahmen bieten, in diesem Zeitraum Rassismus als gesellschaftliches Phänomen zu thematisieren und einen besonderen Aufruf und Nachdruck zu setzen. Uns ist bewusst, dass diese zwei Wochen auch als entlastender Event-Charakter missbraucht werden können. Deshalb glauben wir, dass zwei Wochen nicht ausreichen. Aber die AWgR sollen bewusst machen, dass Menschen tagtäglich mit diskriminierenden Strukturen, Ungerechtigkeiten und Ausgrenzungen konfrontiert sind und dagegen kämpfen müssen.
Ziele der Aktionswochen
Mit den Aktionswochen gegen Rassismus wollen wir Menschen zu rassismuskritischen Denken und Handeln ermutigen, sie dabei unterstützen, empathisch zu bleiben, die Gesellschaft und ihre Differenzlinien kritisch zu betrachten, sich als wirkmächtige und handelnde Subjekte zu begreifen und ins solidarische Handeln zu kommen. Wir möchten Impulse setzen, welche Menschen zur Reflexion über sich und die Gesellschaft, in der wir leben, anregen, für ihre unterschiedlichen Realitäten sensibilisieren und in ihrer rassismuskritischen Haltung stärken. Wir möchten Betroffene von Rassismus als Verbündete unterstützen, deren Interessen und Anliegen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Wir möchten empowernde Räume bieten, in denen von Rassismus betroffene Personen sich austauschen und stärken können.
Grenzen
Es gibt selbstverständlich auch Positionen, die wir nicht dulden. Hierzu gehören menschenverachtende, rassistische, antisemitische und gewaltverherrlichende Positionen und Handlungen, die gegen die Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit und Gewaltfreiheit verstoßen. Deshalb stellen wir uns aktiv gegen das Narrativ einer Dominanzgesellschaft und wollen dieses nicht bedienen.
Schlüsselprinzipien für ein vielfältiges und solidarisches Miteinander
Wir zentrieren die Betroffenenperspektive. Wir bieten empowernde Räume, in denen von Rassismus Betroffene radikal heilen können. Wir wollen, dass sie den Raum einnehmen. Dazu gehören für uns
Zusammenhalt: gemeinsame Werte erkennen und reflektieren
Solidarität: Differenzen aushalten und Betroffenheitsperspektiven anerkennen, akzeptieren und zentrieren
Multiperspektivität: vor allem in der Erinnerungskultur muss es möglich sein, Perspektiven zu verschieben und diese auf marginalisierte Perspektiven zu lenken
Partizipation: es ermöglichen, dass Betroffene selbstbestimmt Räume öffnen und gestalten können, die ihren Bedürfnissen entsprechen und dies nicht von oben herab aus einer Machtperspektive heraus zu tun
Selbstreflexion: sein eigenes Handeln und vor allem die Grundlage dafür, nämlich unsere Sozialisation hinterfragen
Empowerment: Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und Handlungsfähigkeit sicherstellen
Empathie: Perspektivwechsel ermöglichen und individuelle Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen sichtbar machen
Aktion: Aktiv werden gegen diskriminierende Strukturen, Bewusstsein schaffen und voneinander lernen